Sonntag, 6. November 2005

Als ich 17 war...

wollte ich das erste mal zum Bund gehen. Normalerweise versucht sich jeder "vernünftige" junge Mann vor der Bundeswehr zu drücken und Zivildienst zu machen. Ich selber bin aber schon seit jeher vom Militär fasziniert gewesen. Da auch damals die Lehrstellensituation nicht gerade die Beste war, wollte ich gleich beides verbinden.

Ich bewarb mich also beim Wehrersatzamt um eine Lehrstelle bei der Bundeswehr, genauer gesagt bei der Marine. Nach Musterung und allem drum und dran ging es dann für 3 Tage nach Cuxhaven, für eine Art Einstellungstest.

Abgesehen von Klassenfahrten und Ferienlager-Aufenthalten bin ich damals noch nie allein für längere Zeit in Deutschland unterwegs gewesen. Dementsprechend aufgeregt war ich auch. Vom Bahnhof Zoo aus bestieg ich einen ICE nach Hamburg. Von dort aus sollte es mit dem Regio weitergehen. Wie es mir immer bei längeren Fahrten in Bus, Bahn und Auto passiert, bin ich natürlich eingeschlafen und kurz vor Hamburg wieder wach geworden. In Hamburg hiess es warten, da mein Regio in Richtung Cuxhaven erst in 3 Stunden fahren sollte. Die Zeit nutzte ich für einen kleinen Bummel in der Altstadt von Hamburg.

Endlich in Cuxhaven angekommen, erwartete mich und ein paar andere schon ein Bus von der Bundeswehr, der dann in Richtung Kaserne losfuhr. Es ist schwer den ersten Eindruck beim passieren des riesigen Tores mit davorstehendem Wachposten zu beschreiben. Es war wohl eine Mischung aus Vorfreude und "sich klein fühlen".

Viel Zeit zum umschauen war nicht, da auch schon unser "Begrüßungskomitee" wartete. Wie soll man einen Matrosen der so aussah wie dieser anders beschreiben als mit dem schicken Wort "Seebär"? Er war ca. 1,80 m groß, wallender Rauschebart und in Uniform. Sein Akzent war dieser typische nördliche Akzent den man sofort in Verbindung mit alten Schiffskapitänen bringt und er setzte ihn gekonnt ein um erstmal alle Businsassen dazu zu brüllen bringen sich in Reih und Glied aufzustellen und ihm in Richtung der Unterkünfte zu folgen.

Dort angekommen wurden wir von anderen Soldaten mit Namen aufgerufen und zu jeweils 8 Leuten auf die Stuben verteilt. Nachdem unsere Sachen verstaut waren, ging der Spass gleich weiter. Draussen antreten, zur Klamottenausgabe gehen rennen und einen "schicken" blauen Trainingsanzug der Bundeswehr abfassen. Natürlich mit dem Hinweis, dass er wieder abzugeben sei nach Ende der 3 Tage.

Mittlerweile war es Abend geworden. Unsere Gruppe wurde einem jungen Unteroffizier an die Hand gegeben der uns die Kaserne und den Hafen zeigen sollte. Nunja, wenn man vorbeirennen an Gebäuden und Schiffen Besichtigung nennen kann, dann haben wir zumindest ein paar Schiffe "besichtigt". Irgendwann wurde es aber scheinbar auch dem Unteroffizier zu langweilig ständig mit uns durch die Gegend zu rennen, so das er uns direkt zum Mannheim (Kneipe innerhalb der Kaserne) brachte und meinte, dass dort drin eh die wirklich wichtigen Dinge passieren würden (eine Einstellung die mir auch später bei den Landstreitkräften noch öfter begegnen sollte).

Also endete unser Abend damit, dass sich mindestens die Hälfte der Gruppe, also so 25 Mann, ziemlich zulaufen liessen. Ich selber hab mich zum Glück den ganzen Abend an ein Bier geklammert, was mir einen kleinen Vorteil am nächsten Morgen einbringen sollte.

Wecken beim Bund ist je nach Kaserne und Kompanie wo man stationiert ist unterschiedlich. Manchmal ist es Marschmusik aus Lautsprechern, woanders stellt sich jemand in den Flur und brüllt solange bis sich in allen Stuben die ersten Lebenszeichen zeigen und wieder anderswo wird höflich an die Tür geklopft und ein "Guten Morgen" in die Stube gebrüllt. Für uns hatte man sich die Methode "Trillerpfeife am Ohr" ausgedacht. Nun sind laute Geräusche um 5 Uhr Morgens nicht gerade das was die meisten Menschen unter annehmbar verstehen. Dementsprechend schnell brachte sich der arme Leichtmatrose der zum Weckdienst eingeteilt war vor tieffliegenden schweren Gegenständen (Stiefel, leere Flaschen usw.) in Sicherheit. So freundlich und zuvorkommend geweckt, schlurften mehr oder minder ansprechbare Gestalten unter aufmunternden Worten Rufen in Richtung Gemeinschaftsduschen und machten sich frisch.

Auf dem Weg zum Frühstück (den einige der Gruppe eher schwankten als liefen) trafen wir den Seebären wieder, der uns freundlich darauf hinwies, möglichst wenig zu essen, da die meisten von uns ihren Mageninhalt vor dem Mittag eh wieder verlieren würden. Nach dem Frühstück ging es direkt in eine Sporthalle zu den körperlichen Leistungstests. Wir machten ziemlich viele Übungen, alle unter Zeitdruck die ordentlich und genau protokolliert wurden. Ab und an gab es kleine Pausen, zumeist genau dann wenn jemand aus unserer Gruppe mal wieder seinen Mageninhalt feuchtfröhlich in der Gegend verteilte, und die zwei eingeteilten "Deckschrubber" mit Eimer und Wischmob ihren Dienst fürs Vaterland ausüben durften.

Nach den ganzen Übungen war auch mir ziemlich flau im Magen und so sah ich dem Mittagessen nicht ganz so freudig entgegen wie ich eigentlich hätte müssen. Am Nachmittag gingen dann die psychologischen Tests los, wo wir so spannende Fragen wie: "Warum fühlen Sie sich zur Verteidigung ihres Landes berufen und wieso wollen Sie dies ausgerechnet bei der Marine tun?", schriftlich beantworten mussten. Das zog sich den ganzen Nachmittag hin, und Abends hatte keiner mehr wirklich Lust sich nochmal im Mannheim die Kante zu geben.

Am nächsten Morgen wurden wir wieder geweckt wachgepfiffen. An diesem Tag standen Koordinationstests und ähnliches an. Die verliefen ziemlich unspektakulär, sorgten aber dafür das der Vormittag wie im Flug verging. Am Nachmittag stand dann noch ein persönliches Gespräch mit 3 Leuten aus der Auswahlkommission an, wo man Rede und Antwort stehen musste.

Nachdem alle Leute durch waren wurden wir versammelt, und uns wurde mitgeteilt wer nun in die engere Auswahl gekommen ist und wer nicht. Dabei stellte sich heraus, dass für die gesamten 50 Leute die teilgenommen hatten nur eine Planstelle gab, und diese auch noch an Land in der Lagerverwaltung war. Dementsprechend "gut" war auch die Stimmung bei uns.

Alles in allem waren es für mich damals wirklich 3 aufregende und interessante Tage, die mir gezeigt haben, dass ich zwar gerne zum Bund gehen würde, es aber nicht unbedingt die Marine sein muss. Den Trainingsanzug hab ich natürlich wieder abgegeben...sein wir dochmal ehrlich, sowas hässliches behält man nicht freiwillig.

Wieder einer der...

üblichen Sonntage. Erst Essen bei Oma J. mit Bruderherz zusammen, danach zu S. in den Laden gefahren. Während der Straßenbahnfahrt 2 mal kontrolliert worden und irgendwelchen Jugendlichen zugehört die sich scheinbar nur noch durch "Ey Alta" und "Voll krass Altaa" verständigen.

Jetzt wird noch ein wenig gelernt und dann ist Fernsehabend angesagt.

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