Freitag, 15. September 2006

Bekannt

Merlix schreibt über einen jungen Mann mit dem Spitznamen Krümelkai. Und ich muss sagen in einigen Beschreibungen die da vorkommen habe ich mich selbst erkannt. Es gibt Zeiten, da spielt mein Kopfkino so laut und intensiv, dass durch das viele Denken, Nachdenken, Überdenken, drum Herumdenken usw. sämtliche Dinge die man tun wollte hinfällig werden, einfach weil man von einem selbstfabrizierten Gedankenwust paralysiert und erschlagen wird. Ich mag es nicht wenn ich so bin, aber ich kann auch nichts dagegen tun. Die Gedankenmühle springt in den ungünstigsten Momenten an, meist dann wenn man einen klaren Kopf, oder auch mal garkeinen Gedanken gut gebrauchen könnte. Es muss dann das kleinste Für und Wieder analysiert, zerlegt, neu geordnet und wieder zusammengebastelt werden. Erst wenn scheinbar alle möglichen und unmöglichen "Lösungswege" durchgedacht wurden, geht diese extreme Gehirnaktivität wieder nach unten, und man kann sich mit "profaneren" Dingen beschäftigen. Ich habe schon öfter mal eine Bahnstation verpasst, einfach weil mein Gedankenkino derart im Vordergrund war, dass ich garnicht mehr mitbekommen habe was um mich herum passiert (andere würden sagen ich hätte einen Tagtraum gehabt). Ich kann verstehen das der "Antiheld" in Merlix seiner Geschichte schlussendlich für sich selbst den Entschluss gefasst hat in eine Nervenheilanstalt zu gehen. Der Gedanke mir professionelle Hilfe für dieses "Phänomen" zu suchen kam mir auch schon öfter. Man entscheidet nicht so zu denken, es passiert einfach und es gibt sehr wenig was man dagegen tun kann.

Lächel mal wieder

Ich steh auf dem Bahnhof. Die unangenehm lauten Lautsprecher verkünden das die Bahn ca. 5 Minuten Verspätung haben wird. Die Sonne steigt langsam aber stetig über die Böschung genau mir gegenüber und leuchtet mir mit sanfter morgentlicher Wärme ins Gesicht. Um mich herum bewegen sich Menschen. Wenig Worte sind zu hören, nur Geräusche von Schritten, Feuerzeugen, raschelnden Tüten. Ab und an ein leises Schniefen, Husten oder Räuspern. Das Pärrchen neben mir umarmt sich schon eine ganze Weile und flüstern miteinander. Auf einmal sieht sie ihm in die Augen und meint "Lächel mal wieder". Er schaut sie mit unbewegtem Gesicht an. Sie wiederholt ihre Aufforderung immer und immer wieder. Die Konversation wird von der einfahrenden Bahn unterbrochen. Sie steigt zusammen mit mir ein und dreht sich an der Tür um. Er steht winkend auf dem Bahnhof. Er lächelt.

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