Papierkrieg
Faulheit ist die Angst vor der Arbeit sagt man. Ich bin heute faul. Es ist warm hier wenn man so den ganzen Tag unterm Dach sitzt und die Sonne kräftig draufscheint. Also wird alles etwas langsamer gemacht. Mein Papiermonster fiept leise vor sich hin und hechelt nach Wasser und ich selbst trinke mittlerweile die zweite Kanne kühlen Zitronentee. Nur leider habe ich das Gefühl, dass der Tee genauso schnell aus mir rausdunstet wie ich ihn nachkippen kann. Die Damen und Herren hier prügeln sich um die zwei Ventilatoren die wir hier in der Firma haben. Ok wir haben drei, aber den großen und Leistungsstarken brauche ich ja für den Serverraum, damit mir die Rechner nit zu heiss laufen. Dementsprechend hab ich heute auch seeeehr viel im Serverraum zu tun...ehrlich!
Ich war gestern auf einem Workshop zum Thema "Internetsicherheit". Wie ich schon fast erwartet habe, kannte ich fast alles was sie mir da erzählt haben schon. Wirklich gelohnt für mich haben sich nur die letzten 20 Minuten, in denen es um rechtliche Fragen ging, wenn es darum geht ein Anti-Spam Programm wie zum Beispiel
Spamihilator in einer Firma einzusetzen, da ja in diesem Fall die Möglichkeit besteht das das Briefgeheimnis verletzt wird etc. Wäre das Thema zuerst drangekommen, wäre ich da nach 20 Minuten schonwieder raus gewesen. So musste ich leider bis zum Schluss bleiben. Als ich dann Zuhause ankam, direkt unter die Dusche, was gegessen und ins Bett. Und ich fühl mich trotzdem noch immer wie nen Schluck Wasser in der Kurve.
Mein Büro schaut zur Zeit aus wie ein Schlachtfeld. Klar, der normale Kampf mit dem Papiermonster hinterlässt normalerweise auch seine Spuren, aber derzeit ist es noch schlimmer. Wir lösen gerade eine unserer Außenstellen auf, und irgendwer hat beschlossen das mein Büro ab sofort als Rumpelkammer dient. Also stolpert hier immer mal wieder jemand rein und bringt große bunte Kartons mit vielen bunten Sachen drin die dann zu den anderen bunten Kartons gestellt werden. Streckenweise tauchen da richtige Schätze auf. Gerade ebend unsanft über eine Frankiermaschine von 1974 gestolpert. Schaut wirklich nett aus das Teil. Nur obs noch funktioniert ist die Frage.
Mittlerweile kann ich auch 10 Vorträge parallel halten, denn soviele OH-Projektoren hab ich hier zur Zeit stehen. Wird immer nur interessant wenn ein Mitarbeiter einen OH-Projektor braucht. Das ist hier nämlich wie russisch Roulette. Da acht von den Projektoren nit funktionieren, und keiner genau weiss welcher nun geht und welcher nit, kann es schonmal ein wenig dauern bis einer von den beiden funktionierenden gefunden wurde.
Auch hab ich jetzt hier wieder ein paar Rechner stehen die aus der Außenstelle rübergebracht wurden. Unter Polizeischutz und so. Denn die Dinger sind irgendwann aus der Antike, und dementsprechend wertvoll. Oder wann hat einer von euch das letzte mal nen 286er gesehen? Seht ihr...
Das Ding springt sogar noch an, nur die Win 3.11 Installation mag irgendwie nit mehr...
Aber ein gutes hat die ganze Sache. Ich hab hier jetzt mehr als genug Material um meine Tür so richtig zu verrammeln wenns mal wieder rund geht.
Mir ist heute eigentlich mehr danach, mir ne Decke zu schnappen, an den nächsten See zu fahren und mich dort hinzulegen. Anschließend würde ich langsam die Augen zumachen und erstmal 1-2 Stunden schlafen. Danach in den See, eine Runde schwimmen, und wenn ich damit fertig bin, in die Kühltasche greifen und nen kühles Bier trinken. Zumindest war das der Tagtraum den ich gerade hatte bevor ich wieder unsanft auf meinem Bürostuhl landete, vor mir ein paar Mängelprotokolle und mit löslichem Zitronentee als kühles Getränk. Ich bewege mich mit der ungefähren Geschwindigkeit eines Faultieres, da mir ansonsten der Schweiß in kleinen Bächen von der Stirn fließen würde, und meine Augen versuchen immer heimlich die Rollläden runterzulassen wenn ich gerade mal nit drauf achte. Nebenbei versuche ich ein Mängelprotokoll von Band zu schreiben, dass mehr aus Ähhhs und Äähms besteht als aus verwertbarem Text. Natürlich ist der verwertbare Text dann in einer Geschwindigkeit gesprochen bei der ich um mindestens 4 mal zurückspulen nicht herumkomme, nur um den ganzen Satz zu verstehen...einschließlich Ähhhs und Äähms...Ähhh erwähnte ich schon Ähhhm das mir sowas Äähh tierisch Ähhh Ähäm auf die Eier Nerven geht?
Lirum, larum Löffelstiel wer nichts lernt, der kann nicht viel.
Reiche Leute essen Speck,arme Leute essen Dreck.
Lirum, larum Leier,die Butter, die ist teuer.
Das musste mal gesagt werden.
So...der letzte Außendienstler ist verschwunden, nun beginnt offiziell die ruhige Zeit meines Spätdienstes...Zeit sich um mein Papiermonster zu kümmern. Keiner mehr da der es füttert, keiner da, der ihm den Rücken stärkt und niemand der ihm aus der Klemme helfen könnte. *Flammenwerfer zückt und teuflisch lächelt*
Heute ist so ein Tag wo garnix läuft. Schon am Morgen ist es nicht kühl, sondern drückend schwülwarm und unangenehm feucht. Auf Arbeit angekommen streikt das Netzwerk weil der Server der Meinung ist er bräuchte Hitzefrei. Also erstmal zwei große Ventilatoren aufgestellt um den Herrn Server wieder zur Mitarbeit zu überreden. Als ich eine Etage tiefer bei den Damen vorbeischaue, liegt die Sekretärin von unten im Gästezimmer auf der Couch und verweigert jede Arbeit, weil ihr zu warm ist. Alle schaun irgendwie lustlos aus, und auch ich hab nicht wirklich den Elan mich in die Arbeit zu stürzen. Mein Papiermonster liegt hechelnd in einer Ecke und fleht mich um ein Glas Wasser an, was ich ihm erst bringen wollte, es dann aber lieber doch selber ausgetrunken habe. Ich denke spätestens zum Mittag werd ich mich hier unter die Dusche stellen, da ich jetzt schonwieder schwitze wie nen Yeti in der Sauna (und die schwitzen seeeehr viel, glaubts mir).
Meine Arbeitsweise mit Papier sieht so aus, dass ich schwere Aufträge zuerst angehe, sie fertig stelle so schnell es mir möglich ist, und mir die leichten Aufträge für die Zeiten aufhebe, wo sonst nichts zu tun ist oder wo ich sie halt gerade dazwischen schieben kann. Eine Mitarbeiterin hier hält es genau anders herum. Erst das Leichte, dann das Schwere. Nun besteht aber das Problem, dass gewisse Aufgaben von den schweren Sachen von uns beiden erledigt werden. Also bin ich mit dem Kram meist schon fertig wenn sie gerade damit anfängt. Das ist immer wieder nen kleiner Reibungspunkt zwischen ihr und mir. Vor allem wenn es sich um Terminsachen handelt.
Wie schaut es bei euch aus? Schwer oder Leicht zuerst?
Manche Mitarbeiter hier scheinen zu denken ich müsste nur nen Zauberstab zücken und nen bissl damit rumwedeln und schon macht sich die ganze Arbeit von alleine. Unsere Azubine ist heute nach längerer Krankheit/Abwesenheit das erste mal wieder aufgeschlagen. Natürlich ist in der Zeit eine Menge Arbeit angefallen, die ich zum Teil mit übernehmen konnte, wenn die entsprechenden Arbeiten schnell gingen und sich einfach mal so dazwischen schieben ließen. Natürlich waren die Sachen völlig uninteressant die ich erledigt hatte. Wichtig war nur dass, was noch nit erledigt ist. Ich schließe heute mal wieder das Büro von innen ab und lass die Leute sich die Nase an der Tür blutig haun.
So, ich werd jetzt erstmal Frühstück machen. Wer spendiert den Kaffee?
Edit: Oder nen leckeren Tee...wäre mir lieber ^^
Die Chefsekretärin ist wieder da, mein Telefon klingelt nur noch wenn jemand was von mir will und mein Papiermonster hockt in der Ecke und wartet nur auf eine falsche Bewegung von mir um mich anzuspringen. Wir haben immer noch keinen Router für unsere neue Internetanbindung und laufen weiterhin mit der alten und das ganze System hier ist immer noch das reinste Chaos. Heute ist mir das alles aber einfach mal egal. Ich warte nur auf den Feierabend und sehe zu solange niemandem zu sehr auf die Zehen zu treten. Kein Nerv für nix.
Nächte von Sonntag auf Montag gehören verboten. Oder aber die Arbeitszeiten am Montag müssen so geändert werden, dass man mindestens 1-2 Stunden später anfängt. Gerade mir als Nachtmensch fällt es sehr schwer wieder um 5.15 Uhr aufzustehen wenn ich die Nächte davor kurz vor der Zeit erst ins Bett gekommen bin. Früher hab ich die Nacht von Sonntag auf Montag meist durchgemacht, und bin dann halt etwas früher ins Bett am Abend. Aber irgendwie klappt das auch nit mehr so. Ich glaub ich werd alt.
Ich sitze hier, Vitalic spielt "The Past", meine Gedanken wandern während meine Finger Arbeiten erledigen die mich keine Anstrengung oder Konzentration kosten. Kein Chef da, niemand da der stresst und heute der letzte Arbeitstag für diese Woche. Wünsche einen schönen Tag da draussen.
Nach dem viel zu kurzen WE und der viel zu kurzen Nacht geht es jetzt in die zweite Woche ohne Chefsekretärin. Mein Papiermonster tanzt hier mittlerweile Samba auf den Tischen und grinst mich jedesmal fröhlich an wenn ich an ihm vorbei hetze um noch schnell irgendwas fertig zu machen. Die Außendienstler tauchen in Scharen auf, als würden sie riechen das ich gerade viel zu tun habe und die Chefs lassen es sich natürlich auch nit nehmen hin und wieder einfach mal so in mein Büro zu stolpern um mein Papiermonster mit Leckerlies zu füttern. Also alles in allem wird mein Tag wieder schnell rum gehen und ich werd viel zu tun haben. Aber mache ich mir deswegen Stress? Nein, schon lange nicht mehr. Als kleiner Azubi war es natürlich alles stressig. Vor allem als die versammelte Mannschaft rausbekommen hatte, dass ich nit nur schnell schreiben kann, sondern das ich dazu auch noch ein wenig von PCs verstehe. Auf einmal stand alle 2 Minuten jemand vor meinem Platz um mir irgendeine Frage über PCs zu stellen, die er sich mit ein wenig Nachschlagearbeit auch selber hätte beantworten können. Natürlich war man als Azubi stolz drauf wenn die "älteren" Semester zu einem kamen und ihre Fragen stellten. Dementsprechen ausführlich beantwortete ich sie auch. Genauso war es mit den Arbeiten. Jede Arbeit wo mir damals gesagt wurde das sie "SEHR DRINGEN UND SOFORT ERLEDIGT WERDEN" muss, war für mich auch sehr dringen und wurde sofort erledigt.
Das hatte den Effekt, dass ich manchmal an 3 oder 4 Dingen gleichzeitig arbeitete, Fehler machte und dementsprechend jedesmal den Kopf nach hinten gedreht bekam. Auch wenn ich meinen Hintern eigentlich ganz gerne anschaue, weil knackig und so, war das auf Dauer kein Zustand dem ich anhaltend ausgesetzt sein wollte, und somit begann ich die Dinge einfach etwas lockerer zu sehen. Dringende Dinge waren nicht mehr ganz so dringend, Sachen wurden nur noch einzeln, und dafür genauer erledigt und ich entwickelte eine sogenannte "Leck-Arsch-Mentalität (LAM)" wenn doch mal was schief ging. Diese LAM hatte ich schon in Grundzügen bei der Bundeswehr gelernt, doch hier gelang es mir, sie zu perfektionieren. Bei jedem Fehler und jeder Sache die ich nicht nach "Art des Hauses" ausführte, durfte ich mir von meinem Perso einen ca. halbstündigen Vortrag anhören, den ich nach dem dritten mal bereits fast mitsprechen konnte. Doch das wurde seltener, und irgendwann wurde akzeptiert das ich meine eigene Arbeitsweise habe, die nunmal nicht darin besteht, bei den Wörtern "DRINGEND" "WICHTIG" "SOFORT" und "GLEICH" zu springen und loszuhetzen. Ich hab gelernt das es nichts bringt sich von anderen Stress machen zu lassen. Und ich glaube, dass war die wichtigste Lektion die mir die Arbeitswelt beibringen konnte, denn der einzige Stress den ich heute noch habe, ist der den ich mir selber mache.