Freitag, 7. September 2007

Alltagstrott

Und heute dann mal wieder die große Dienstberatung wie jeden ersten Freitag im Monat. Irgendwann ist man so sehr im Trott gefangen, dass man nichtmal mehr erkennt das es Alltagstrott ist. Böse ausgedrückt könnte man sagen "Fressen, Schlafen, Arbeiten, Fressen, Schlafen, Arbeiten...." manchmal nen "Ficken" und dann wieder Fressen, Schlafen usw. usw. usw. bis man eines Tages seinen letzten Atemzug gemacht hat und froh sein kann wenn dann noch jemand da ist der kurz um einen weint.

Da gibts dann die Momente wo man sich fragt was der ganze Scheiss soll und am liebsten seinen Rucksack packen würde und loslaufen. Irgendwo hin, die Welt sehen und nicht an Morgen denken müssen. Diese Momente sind aber schnell wieder vorbei und was übrig bleibt ist diese kleine bohrende Sehnsucht tief drinnen auf was neues und aufregendes das den Alltag versüßen möge. Falls man dann mal Urlaub bekommt versucht man diese Sehnsucht möglichst effektiv zu befriedigen, nur um 2 Tage nach dem Urlaub direkt wieder im Alltagstrott zu stecken. Klar, dieser Trott gibt auf eine Art auch Sicherheit. Geld- und Zukunftsmäßig. Viel Überraschungen gibts da nämlich nit. Aber er stumpft uns auch ab. Er erstickt Ideen und Träume und sorgt dafür, dass man Abends zu müde ist um noch groß über seine Situation nachzudenken. Man schaut nur neidisch auf den Nachbarn der scheinbar einen besseren Job hat als man selbst, mehr verdient und den größeren Wagen fährt, ohne zu realisieren das der Nachbar genau den selben Trott hat wie man selbst. Warum sonst trifft man ihn wohl jeden Morgen zur gleichen Uhrzeit (eigentlich sollte es Unzeit heissen) vor dem Fahrstuhl?

Manche versumpfen dann vor dem Fernseher, zu abgestumpft um zu merken das sie diese Welt die ihnen im TV vorgegaukelt wird nie betreten werden. Sie träumen dann davon auch mal in den Sphären der Reichen und Schönen zu wandeln und ihr höchstes Lebensziel ist es für 10 Minuten auf dem roten Teppich zu stehen weil sie bei Deutschland sucht den Superstar oder bei Germanys next Topmodell den ersten Platz gemacht haben. Sie werfen sich mit Freude und einem Jauchzen den Medien in den Rachen, nur um ein oder zwei Wochen später von ihnen wieder ausgespuckt zu werden, ausgepresst wie eine Zitrone.

Niemand ist davor gefeit, in diesen Trott abzurutschen. Weder Intellekt noch Dummheiten halten Menschen davon ab sich ihre kleine private Wiederholungsschleife zu basteln. Sei es der Professor der jeden Tag in die Uni geht und seinen Schülern dort Tag für Tag das Selbe erzählt, oder sei es der Maurer, für den die größte Abwechslung ist, wenn sie auf eine neue Baustelle fahren. Der einzige Unterschied zwischen diesen beiden besteht wohl darin, welches alkoholische Getränk sie zum Feierabend zu sich nehmen und welchen Fernsehkanal sie dabei angeschaltet haben.

Auch ich hab meine Wiederholungsschleife. Ich kämpfe gegen mein Papiermonster, mach hier und da andere Aufgaben und bin froh wenn der Feierabend da ist und ich nach Hause kann. Dort sitze ich dann, schau über die Blogs oder spiele ein wenig am PC. Dann heisst es schlafen und am nächsten Tag gehts von vorne los. Klar sind auch unter der Woche mal kleine Ausreisser drin. Wenn man mal einen Freund in seiner eigenen Wiederholungsschleife besuchen geht, oder wenn man mal ins Kino verschwindet. Aber viel Abwechslung gibts da nicht. Und selbst die Leute, die von sich behaupten sie hätten ein abwechslungsreiches Leben, weil sie jeden Tag in die Disco oder in irgend einen Club gehen merken garnit, dass das genauso Wiederholungsschleifen sind wie jede andere auch. Nur die Orte unterscheiden sich ein wenig.

Ich hab bisher wenige Menschen kennengelernt die ihr Leben wirklich Abwechslungsreich gestalten. Sie sind jeden Tag woanders, machen dort die unterschiedlichsten Aufgaben und kein Abend gleicht dem anderen. Und das perverse ist, sie träumen davon das sie viel lieber wie "normale" Menschen in einer Wiederholungsschleife stecken würden, anstatt zu sehen das gerade der Umstand das sie das nit tun sie zu etwas besonderem macht. Klar, sie habens nit immer einfach und wirklich Zukunftssicher ist das auch nicht, aber sie erleben etwas in ihrem Leben. Sie sprühen noch über vor Ideen und sie haben Einblicke die ein normaler Mensch eher selten bekommt.

Früher hab ich meine Wiederholungsschleife so fest gesteckt, dass ich sogar für mich selber sagte, ich werde Berlin nie verlassen. Ich liebe diese Stadt, aber mittlerweile würde ich auch hier weggehen, und sei es nur für eine Weile, um mal etwas neues zu sehen. Im Moment bin ich an einem Punkt, wo ich meine Schleife analysieren kann um einen Angriffspunkt zu finden wie ich sie aufbrechen kann. Das das vielleicht schwer wird und viel Kraft kostet ist mir klar. Auch das dann mein Leben vielleicht nicht mehr so sicher ist wie bisher leuchtet mir ein. Aber im Moment ist mir mein graue Alltagstrott so sehr ein Dorn im Auge, dass ich mich entschlossen hab etwas zu ändern. Schritt für Schritt, langsam und stetig, aber mit dem Ziel irgendwann diese Schleife hinter mir zu lassen und etwas neues zu sehen. Mal schaun was da kommt. Ich bin gespannt.

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